Windenergieanlagen machen Lärm und führen immer wieder zu Protesten von Anwohnern – auch im Cuxland oder in der Wesermarsch. Bei jedem Windparkprojekt ist Lärm Streitthema Nummer eins. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt nun erstmals entsprechende Richtwerte: Tagsüber sollte ein Wert von 45 Dezibel nicht überschritten werden. Droht Windparks in der Nähe von Wohngebieten das Aus?
Radiomusik ist lauter
In Niedersachsen gibt es derzeit 6277 an Land installierte Anlagen, die laut der Deutschen WindGuard eine Gesamtleistung von 10 981 Megawatt erzeugen. Niedersachsen baut die Infrastruktur zunehmend aus – im Rekordjahr 2017 kamen 1792 Anlagen hinzu. Für genehmigungspflichtige Anlagen in allgemeinen Wohngebieten gilt laut deutschem Umweltbundesamt bei der Lärmbelastung zur Zeit ein Wert von 55 Dezibel tagsüber und 40 Dezibel nachts. An diese Vorschrift müssen sich auch Windparks halten. Zum Vergleich: Flüstern hat etwa 30 Dezibel, leise Radiomusik 50, ein Haartrockner 70 und eine Kreissäge 100 Dezibel.
Branche hat „keine Sorgen“
Andreas Wellbrock vom Branchennetzwerk für die Windenergie in Bremerhaven (WAB) bereitet die neue Leitlinie keine großen Sorgen: „Die allerwenigsten Projekte in Deutschland werden davon betroffen sein“, sagt er. Die Projektentwickler hielten in Normalfall schon jetzt Werte von 45 Dezibel oder weniger ein. Die Veröffentlichung der neuen Richtwerte birgt in seinen Augen aber die Gefahr eines Image-Schadens für die Windenergiebranche. Die WHO-Leitlinien könnten den Gegnern der Windkraftenergie neuen Auftrieb geben. Bereits im Jahr 2015 haben sich mehr als 100 Bürgerinitiativen im Dachverband „Vernunftkraft.Niedersachsen“ zusammengeschlossen, um gegen den Ausbau vorzugehen.
Gesundheitsrisiko
Die WHO-Leitlinien sind Empfehlungen, um die Bevölkerung vor Lärm zu schützen. Damit sollen Politiker Richtwerte festlegen und bauliche Maßnahmen veranlassen oder einfordern, damit die Richtwerte eingehalten werden. „Übermäßige Lärmbelastung ist mehr als ein Ärgernis, sie ist ein echtes Gesundheitsrisiko, das beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. Von Sven Husung
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